Wann ist eine männliche Beschneidung medizinisch indiziert?

Eine Beschneidung bei Jungen kann aus verschiedenen medizinischen Gründen angezeigt sein, obwohl es sich in vielen Fällen um eine kulturelle oder religiöse Entscheidung handelt. Aus medizinischen Gründen ist eine Beschneidung vor dem 12. Lebensjahr selten indiziert.

Unter Phimose versteht man eine Erkrankung, bei der die Vorhaut zu eng ist und nicht vollständig über die Eichel zurückgezogen werden kann. Wenn eine Behandlung mit Cremes oder Dehnübungen keinen Erfolg bringt, kann eine Beschneidung eine Lösung sein.

Paraphimose tritt auf, wenn die Vorhaut, sobald sie über die Eichel zurückgezogen ist, nicht mehr nach vorne gezogen werden kann, was zu Schwellungen und Schmerzen führt. Dies ist ein medizinischer Notfall und manchmal ist eine Beschneidung erforderlich, um das Problem zu lösen.

Einige Studien deuten darauf hin, dass die Beschneidung das Risiko von Harnwegsinfektionen bei Jungen, insbesondere bei Säuglingen, verringert. Manchmal wird die Beschneidung auch aus hygienischen Gründen empfohlen, insbesondere wenn die Vorhaut nur schwer sauber zu halten ist und es dadurch zu Infektionen oder anderen Komplikationen kommt. Für beide Indikationen gibt es keine wissenschaftlichen Belege.

Manchmal wird eine Beschneidung empfohlen, um das Risiko für Peniskrebs im späteren Leben zu verringern. Peniskrebs tritt hauptsächlich bei unbeschnittenen Männern auf, es gibt jedoch keine Studien, die belegen, dass Peniskrebs durch Beschneidung verhindert werden kann.

Es ist wichtig, dass die Notwendigkeit einer Beschneidung von einem Arzt beurteilt wird. In vielen Fällen können weniger invasive Behandlungen ausprobiert werden, bevor mit der Beschneidung begonnen wird.

Quelle: https://www.jpedsurg.org/article/S0022-3468(24)00373-7/fulltext

Autor: Prof. Dr. Dirk Devroey - Neuestes Update: 2024-09-14 - Urheberrechte: Clinifacts 2024