Gibt es wirklich Gesichtsblindheit?

Gesichtsblindheit, auch Prosopagnosie genannt, ist eine echte und anerkannte neurologische Erkrankung. Menschen mit Prosopagnosie haben Schwierigkeiten, Gesichter zu erkennen, selbst die von Menschen, die sie gut kennen, wie zum Beispiel Familienmitglieder, Freunde oder sich selbst.

Es gibt eine angeborene (oder entwicklungsbedingte) Form und eine erworbene Form der Prosopagnosie. Angeborene Prosopagnosie besteht von Geburt an oder entwickelt sich in der frühen Kindheit. Menschen mit dieser Figur hatten schon immer Schwierigkeiten, Gesichter zu erkennen. Es kann eine genetische Komponente haben und kommt manchmal in Familien vor.

Erworbene Prosopagnosie tritt später im Leben auf, meist als Folge einer Hirnschädigung wie einem Schlaganfall, einem Trauma oder einer Krankheit wie einem Hirntumor.

Menschen mit Prosopagnosie können Gesichter nicht erkennen oder haben Schwierigkeiten, Gesichter zu unterscheiden, selbst wenn sie die Person gut kennen. Oftmals müssen sie sich auf andere Merkmale wie Stimme, Kleidung, Haarfarbe oder bestimmte Merkmale wie ein Muttermal verlassen, um jemanden zu identifizieren.

In milden Fällen erkennen Menschen Gesichter, haben aber Schwierigkeiten, sie schnell einzuordnen, während in schweren Fällen Gesichter völlig unbekannt wirken können, selbst die von nahen Verwandten. Dies kann zu unangenehmen sozialen Situationen, Ängsten und manchmal auch Isolation führen.

Es gibt keine Heilung für Prosopagnosie, aber Menschen können Strategien erlernen, um die Erkrankung besser zu bewältigen. Dazu kann die Nutzung anderer Sinne und Signale gehören, um Personen zu erkennen, etwa Stimmen oder bestimmte Bewegungsarten.

Quelle: https://link.springer.com/article/10.3758/s13428-024-02459-4

Autor: Prof. Dr. Dirk Devroey - Neuestes Update: 2024-10-09 - Urheberrechte: Clinifacts 2024